Günter Grass, bedeutender Autor und Nobelpreisträger, berühmt für seinen 1959 erschienenen Roman Die Blechtrommel, wurde in Danzig geboren, ist aber seit vielen Jahren in Lübeck wohnhaft. Daher hat die Stadt ihm zu Ehren im Jahr 2002 ein Museum eingerichtet. Die Dauerausstellung widmet sich Grass' Schaffen als Literat, Maler und Bildhauer. In Wechselausstellungen werden die Werke anderer Multitalente präsentiert; Sonderveranstaltungen wie Vorträge und Filmvorführungen finden regelmäßig statt. Durch einen Skulpturengarten ist das Museum mit dem Willy-Brand-Haus verbunden. Das Gebäude selbst, gründlich renoviert, ist ein klassizistisches Bürgerhaus aus dem frühen 19. Jahrhundert und an sich schon sehenswert. - Oliver Henkel.

Die Königstraße ist die kleine Schwester der Breiten Straße – etwas weniger prominent, aber keineswegs weniger attraktiv für Shopper. Hier werden die allgegenwärtigen Filialisten, die man in jedem Einkaufsviertel findet, deutlich von deutlich interessanteren Einzelgeschäften übertroffen, vom Floristen bis zum Bäcker. Da die Straße im Zweiten Weltkrieg weniger Schaden erlitt als ihr nahegelegenes Pendant, hat sie dem Besucher auch mehr historische Gebäude zu bieten. Besonders bemerkenswert ist das 1230 erbaute romanische Backsteinhaus der Löwen-Apotheke an der Ecke Dr.-Julius-Leber-Straße und damit der älteste erhaltene Profanbau in Lübeck. Besonders erwähnenswert ist auch das Stadtpalais Nr. 21 mit Rokokofassade von 1770, das heute das Willy-Brandt-Museum beherbergt; und die elegant schlichte neo-klassizistische Reformierte Kirche von 1826. - Oliver Henkel.

Die Marienkirche wurde von den Lübecker Kaufleuten finanziert und sollte den Reichtum der Stadt demonstrieren. Der Bau begann 1251, und 1350 wurde die Kirche mit den 160 Meter hohen Türmen vollendet. Sie diente als Vorbild für zahlreiche gotische Backsteinkirchen im gesamten Ostseeraum. Ursprünglich eine katholische Kirche, wurde St. Marien mit der Reformation im 16. Jahrhundert protestantisch. Von der einstmals reichen Innenausstattung ist heute nur noch wenig erhalten, da die Kirche bei einem Bombenangriff 1942 fast vollständig ausbrannte. Zur Erinnerung an die Zerstörung der Marienkirche liegen die aus dem Turm gefallenen Glocken bis heute zerschellt auf dem Boden. In den Nachkriegsjahren ist St. Marien von außen originalgetreu wiederhergestellt worden, während der Innenraum schlicht restauriert wurde. Dadurch kommt das hohe, lichtdurchflutete Hauptschiff besonders gut zur Geltung. Die Kirche beherbergt die größte mechanische Orgel der Welt, die be i den jeden Donnerstag und Samstag stattfindenden Orgelkonzerten gehört werden kann.

Eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Altstadt ist zweifellos das Heiligen-Geist-Hospital am Koberg. Wohlhabende Lübecker Kaufleute ließen es 1280 als Heim für Bedürftige und Kranke errichten und auch heute beherbergt es noch ein Altersheim. Der schöne Backstein-Bau mit den fünf schlanken Türmen ist eines der ältesten Spitäler Europas. Anfangs wurde das Hospital von Lübecker Bürgern unterhalten, später übernahm die Kirche die Leitung der Einrichtung. Zum Komplex gehören eine Kirche mit sehenswerten gotischen Fresken sowie das Lange Haus, das früher als Schlafsaal diente. In der Vorweihnachtszeit findet im stimmungsvollen Inneren ein berühmter Weihnachtsmarkt statt.

Wenn man auf dem Markt steht, ist die Kulisse des Rathauses zweifellos sehr beeindruckend. Und das, obwohl (oder vielleicht weil?) so viele Generationen dem Rathaus Teile im jeweils modernsten Baustil hinzugefügt haben. Der Nordbau mit den zwei markanten Löchern in der Fassade entstand schon 1230 und bildet den Kern, sozusagen das Ur-Rathaus. Die Löcher kamen allerdings erst 1425 hinzu, um dem norddeutschen Wind weniger Angriffsfläche zu bieten. 1298 war den Stadtvätern das Rathaus schon zu winzig, und es kam das Lange Haus hinzu, das auf gotischen Arkaden steht. Und 1442 wünschten sich die Ratsherren einen netten Prunkbau, der dann im Anschluss an das Lange Haus ebenfalls auf Arkaden entstand: Der Kriegsstubenbau (nach dem reich verzierten Hauptsaal). Zum Abschluss erhielt das Rathaus 1570 dann den Sandstein-Vorbau im modischen Stil der holländischen Renaissance und passend dazu 1594 die Schautreppe in der Breiten S traße. Das Rathaus ist zwar bis heute Sitz des Bürgermeisters und des Senats, kann aber trotzdem bei Führungen besichtigt werden. Besonders sehenswert: Der Rokoko-Audienzsaal von 1760.

Der Brauberger-Bierkeller befindet sich in einem denkmalgeschützten historischen Gebäude. In den gut erhaltenen Gewölben aus dem 13. Jahrhundert wird heute fröhlich getafelt und gezecht. Im Brauberger wird aus dem Bierbrauen kein Geheimnis gemacht. Hier stehen schicke Kupferkessel, Holzbänke und das Sudwerk mitten im Lokal. Viele junge Leute zieht es hier hin, und ein wenig Bier trägt ja nicht selten zu guter Stimmung bei. Abends gibt es ein deftiges Büffet mit allerlei klassischen deutschen Fleischgerichten wie Spanferkel, Leberkäse und Ähnlichem, aber auch mit Salat. Das Hauptgewicht liegt aber eindeutig auf dem beliebten Gerstensaft, den man auch am Tisch selber zapfen kann.

Die Burg, die dem Burgtor seinen Namen gab, verschwand schon nach 1225, als die Lübecker nach 23 Jahren dänischer Besatzung die Festung schleiften - bis auf das Tor, das nun zum nördlichen Stadttor wurde. Um den dänischen Kern entstand ein romanischer Bau, der seinerseits 1444 erweitert und mit dem heutigen gotischen Äußeren versehen wurde. Nur das Dach will nicht so recht dazu passen, die geschwungene barocke Haube ersetzt den 1685 abgebrannten hohen gotischen Turmhelm. Als einziges der Lübecker Stadttore war das Burgtor jemals in militärische Aktionen verwickelt: Ein schwedisches Bataillon zog sich 1806 vor der französischen Armee zurück und verlangte vom neutralen Lübeck Schiffe für die Fahrt nach Schweden. Die Lübecker verweigerten den Zutritt zur Stadt, daraufhin öffnete eine schwedische Kanone gewaltsam die Flügel des Burgtors. Die Schweden kamen in die Stadt, nahmen sich die im Hafen liegenden Schiffe und verschwanden. Gerade noch rechtzei tig, denn am folgenden Tag prallten am selben Ort 20 000 Preußen und Franzosen aufeinander. Heute sind am Burgtor noch umfangreiche Reste der mittelalterlichen Stadtmauer von 1320 vorhanden, und auch das Tor selber hat sein Aussehen weitgehend bewahren können. Von der Großen Burgstraße aus gesehen, steht links das alte städtische Marstallsgebäude (1450) und rechts das Zöllnerhaus (1571) mit kunstvollen Terrakotten.

Eher versteckt zwischen der Petrikirche und dem Holstentor befindet sich in einer der engen Altstadtstraßen eine der weltweit größten Sammlungen zur Geschichte des Puppenspiels. Das Museum zeigt in drei Häusern einen beeindruckenden Fundus kunstvoll gestalteter Marionetten, Hand- und Stabpuppen, Requisiten, Bühnen, Plakate und Schattenspielfiguren, die teilweise bereits im 18. und 19. Jahrhundert entstanden sind. Eine Reihe von Drehorgeln ist ebenfalls als Teil der Ausstellung zu sehen. Die mehr als 1 000 Exponate stammen aus aller Welt, neben Stücken aus Europa sind auch Puppen aus Asien und Afrika darunter.

Heute leiten Satelliten und andere moderne Navigationshilfen die Schiffe durch die Untiefen und Fahrrinnen vor der Ostseeküste, doch das war natürlich nicht immer so. Über viele Jahrzehnte lagen weit draußen Feuerschiffe - schwimmende Leuchttürme mit Besatzung, die flaches Wasser und Schifffahrtswege markierten. Die Fehmarnbelt war eines dieser Feuerschiffe. 1908 als Dreimastschoner gebaut, wurde sie 1931 mit Dieselmaschine und Lichtanlage ausgerüstet, um dann an verschiedenen Stellen der Nord- und Ostsee eingesetzt zu werden. Zuletzt lag sie seit 1965 im Fehmarnbelt, bis 1984 ihre Zeit abgelaufen war: Sie wurde durch eine vollautomatische Leuchtboje ersetzt und sollte verschrottet werden. Aber der private Verein Feuerschiff für Lübeck konnte das Schiff retten, es wurde restauriert und fand seinen letzten Ankerplatz im Holstenhafen. Als eines von wenig en noch erhaltenen Feuerschiffen ist die Fehmarnbelt ein wichtiges technisches Denkmal und kann besichtigt werden.

Historische Segelschiffe, darunter eine Yacht von 1870 sowie der Nachbau des ersten Seenotrettungskreuzers, machen aus dem Hafen ein Freilichtmuseum zur Geschichte der Wasserfahrzeuge.

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Das mussten auch die Lübecker Augustinerinnen erkennen, als ihr erst 15 Jahre zuvor erbautes Kloster der Reformation zum Opfer fiel. 1531 wurde es durch die nun protestantische Regierung der Stadt enteignet und diente fortan als Armenhaus und Gefängnis. Große Teile der Anlage, darunter die Klosterkirche, wurden 1843 bei einem Brand zerstört. Trotzdem sind noch Teile des spätgotischen Baus unverändert erhalten geblieben und beherbergen seit 1910 das Museum für kirchliche Kunst des Mittelalters. Die Sammlung ist in Qualität und Umfang außerordentlich bedeutend, unter anderem befinden sich hier zahlreiche gotische Altäre und sakrale Statuen, aber auch komplett eingerichtete Räume alter Lübecker Kaufmannshäuser aus mehreren Jahrhunderten sowie eine Abteilung, die ausschließlich historischem Spielzeug gewidmet ist. Schon alleine für den früher im Dom stehenden Passionsaltar von 1491 und den Antoniusaltar (ca. 1520) lohnt sich der Besuch des St.-Annen-Museums.

Das 1477 fertiggestellte Stadttor war trotz seines trutzigen Aussehens kein echter Festungsbau, es sollte vor allem ein beeindruckendes Symbol für den Wohlstand und die Unabhängigkeit der Stadt sein. Die Vorderseite des Tores steht mit ihren massiven Mauern und schmalen Schießscharten für die Bereitschaft zur Verteidigung, während die Stadtseite eine aufwändig und kunstvoll gegliederte, von zahlreichen Fenstern durchbrochene Fassade aufweist. Heute ist das Holstentor das Wahrzeichen Lübecks und beherbergt das Museum zur Stadtgeschichte. Die Ausstellung umfasst unter anderem historische Waffen und Rüstungen sowie Schiffsmodelle und Dioramen des mittelalterlichen Lübeck. Außerdem ist eine Folterkammer mit historischen Folterinstrumenten eingerichtet. Übrigens zierte das Holstentor über Jahrzehnte die Rückseite des 50-Mark-Scheins. Allerdings waren die Lübecker mit dem Bild nie sehr zufrieden: Dem Grafiker hatten offensichtlich die markanten krummen Formen des Bauwerks missfallen - also hatte er sie kurzerhand begradigt.